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4. Ans Eingemachte: den Geldhahn aufdrehen.

So, jetzt wissen wir, dass das „liebe Geld“ weder gut noch schlecht ist und dass wir es auch für private Zwecke anhäufen dürfen. Aber wie kriegt man das so nachhaltig auf die Reihe, dass man es nicht nur halten sondern auch vermehren kann und sich irgendwann nicht mehr in Vollzeit darum kümmern muss?

Reserve-Depots – die persönliche Rückversicherung

Den ersten Schritt haben wir bereits gelernt: Werde dir über den Umfang deines Lebensstils (monatliche Einnahmen vs. Ausgaben) und den aktuellen Stundenlohn klar. Diesen Schritt können wir noch etwas verfeinern, indem man sich die folgenden Fragen stellt:

  1. Unvorhergesehenes: Wie viel Geld brauche ich, um mich in Notfällen über Wasser zu halten? Und zwar so weit, dass ich möglichst auf dem gleichen Niveau wie vor dem Notfall weitermachen kann, sobald ich mich ausreichend um diesen kümmern konnte?
  2. Planung: Welche kurz- und mittelfristigen Ziele hast du und was möchtest du in nächster Zeit dafür kaufen?
  3. Prioritäten: Welche dieser Ziele oder Anschaffungen sind notwendig, um das langfristige Ziel der finanziellen Freiheit zu erreichen, sodass gleichzeitig der Spaß zwischendurch nicht zu kurz kommt?

Die erste Frage kennen wir schon aus dem allerersten Artikel dieses Blogs. Hier gilt die Faustregel, dass wir einen Notgroschen brauchen können, der uns für etwa sechs Monate über Wasser hält, also sechsmal den aktuellen monatlichen Lebensstil abdeckt.

Bei der zweiten Frage geht es um Dinge, die wir uns in der nächsten Zeit zulegen wollen, die allerdings so teuer sind, dass wir sie nicht aus der Portokasse bezahlen können. Grob gesagt gilt das für alle Anschaffungen, die den aktuellen monatlichen Lebensstil vom Kaufpreis her übersteigen, und zwar so weit, dass man mehr als einen Monat braucht um den Betrag dafür zur Seite zu legen. Das kann eine neue Waschmaschine oder ein neues Auto sein, aber auch ein neuer Computer, den ich zum Arbeiten brauche, oder ähnliches.

Hier sollten nicht nur neue Anschaffungen berücksichtigt werden, sondern auch andere größere Ausgaben, die in den nächsten Monaten oder Jahren notwendig werden können. Eigenheim-Besitzer kennen das vielleicht. Plötzlich leckt die Dachrinne und ein Handwerker muss her. Wenn die Reparatur was größeres wird, sind da schnell mal ein paar tausend Euro weg. Oder das Auto muss in die Inspektion oder zum TÜV und der Auspuff muss erneuert werden. Für solche Dinge ist es gut, ein kleineres Finanzpolster zu haben, auf das man im Falle des Falles zurückgreifen kann.

In Frage Drei werden diese zukünftig geplanten Anschaffungen in drei Kategorien unterteilt: notwendige Dinge, Luxus oder Schnickschnack. Was brauche ich demnächst auf jeden Fall? Was will ich haben, weil es mich motiviert? Worauf kann ich verzichten?

Wenn diese Fragen ausreichend beantwortet sind und einigermaßen klar ist, welche Beträge hier auf uns zu kommen, dann können wir beginnen, ein Reserve-Depot aufzumachen um diese Dinge zu finanzieren. Das ist so etwas wie die eigene, persönliche Rückversicherung. Eine Versicherung springt dann ein, wenn ein unerwartetes Ereignis eintritt, das vorher abgesichert wurde, und bezahlt das. Dafür zahle ich in der Zeit vor diesem Ereignis Beiträge an die Versicherung. Der Aufbau dieser Reserve-Depots läuft nach dem gleichen Schema. Ich lege jeden Monat etwas Geld zurück und zahle es in verschiedene Konten ein, bis diese ausreichend gefüllt sind. Tritt der Fall ein, für den ich das Konto angelegt habe, dann bediene ich mich daraus und fange anschließend wieder mit dem Auffüllen an.

Ich persönlich verwende die folgenden vier Konten für meine Reserve:

  1. Überleben: für Notfälle und um mich über Wasser zu halten, wenn unerwartet die Einnahmen wegbrechen. Ausreichend gefüllt bei: sechsmal monatlicher Lebensstil.
  2. Ansparen: Anschaffungen, die von der Größenordnung her nicht aus der Portokasse zu bezahlen sind. Ausreichend gefüllt bei: Summe der geplanten Anschaffungen der nächsten zwei bis fünf Jahre ist erreicht.
  3. Rückstellen: Reserve für Notfälle (Reparaturen etc.). Ausreichend gefüllt bei: Summe der geplanten Reparaturen der nächsten zwei bis fünf Jahre ist erreicht.
  4. Spaßkonto: für motivierenden Luxus, Urlaub, Partys, Spaß etc. Ausreichend gefüllt bei: Summe der geplanten Ausgaben / Urlaube der nächsten zwölf Monate ist erreicht.

Es bleibt natürlich jedem selbst überlassen, ob er das genauso handhaben will und jeder wird seine eigenen „Ausreichend-gefüllt“-Beträge haben, mit denen er sich wohl fühlt. Wichtig ist nur, dass hier eine gewisse Disziplin herrscht und die Konten nur für den Zweck geplündert werden, für den sie gemacht sind.

Ach ja, und es ist natürlich auch wichtig, überhaupt erst einmal loszulegen. Also fang am besten jetzt sofort damit an, dir deine persönlichen Konten aufzuschreiben. Das muss nicht gleich in Stein gemeißelt sein. Wenn du in dieser Richtung noch nichts gemacht hast, dann legst du ein neues Schema in deinem Leben fest. Das darf auch gerne reifen, z.B. über ein paar Tage oder Wochen hinweg, und im Laufe der Zeit immer wieder an die eigene Situation angepasst werden. Aber den ersten Schritt solltest du jetzt tun: nimm dir ein paar Minuten, reflektiere das eben gelesene und schreibe dir auf, welche Reserve-Depots und welche Konten du für deine persönliche finanzielle Freiheit brauchst.

Was ist mit Schulden?

Was aber mache ich, wenn ich noch irgendwelche Schulden abzubezahlen habe? Soll ich das gleich tun? Oder möglichst rauszögern? Wie bringe ich diese Schulden in den eben erwähnten Konten unter? Die Antwort hier: das kommt darauf an. Auch Schulden haben eine „Rendite“, die ist für den Schuldner „lediglich“ negativ. Die Gretchenfrage lautet: wie groß ist die monatliche Zinslast?

Theoretisch lohnt ein Abbau der Schulden nur dann, wenn gerade keine Investition mit größerer Rendite vorhanden ist, in die ich einzahlen könnte. Wenn ich z. B. ein gut laufendes Aktiendepot habe, das seine 8-10% pro Jahr an Rendite abwirft und gleichzeitig einen Kredit mit nur 5% jährlichem Zins zu bedienen habe, dann macht es Sinn, die Rückzahlung des Kredits so weit wie möglich hinauszuzögern. Jeder Euro, den ich zum Investieren zur Verfügung habe, ist besser ins Depot gesteckt. Warum? Ganz einfach: Benutze ich den Euro, um den Kredit weiter abzubezahlen, habe ich nach einem Jahr fünf Cent für die Zinsen gespart. Packe ich ihn ins Depot und warte ein Jahr, muss ich fünf Cent mehr an Kreditzinsen zahlen, bekomme aber acht bis zehn Cent Rendite für diesen Euro. Die Differenz von drei bis fünf Cent darf ich behalten.

Es gibt sogar Leute, die machen sich dieses Konzept professionell zu Nutze. Sie machen Schulden zu möglichst niedrigen Zinsen und nutzen das Geld, um anderweitig einiges mehr zu verdienen. Um genau zu sein ist das eines der ältesten Konzepte von Unternehmern. Die nennen das Investieren. Insbesondere beim Aufbau einer Firma hat sich das zigtausendfach bewährt. Viele Unternehmer mit genialen Geschäftsideen wollen oder können nur mit anderer Leute Geld starten.

Aber Vorsicht: genauso zigtausendfach sind Leute schon pleite gegangen, weil sie sich mit dieser Strategie verschätzt oder überhoben haben. Je höher der Schuldenberg, desto höher das Risiko, seine Zins- und Tilgungslast bei unvorhergesehenen Ereignissen nicht mehr bezahlen zu können. Das ist das klassische Verhältnis von Rendite zu Risiko, was jeder individuell für sich selbst bestimmen sollte. Wenn man mit dem Gedanken spielt, absichtlich Schulden zu machen, sollte man sich das gut überlegt haben, wissen was man tut und die eigenen Kontostände und Geldflüsse im Auge behalten. Also gut anschnallen. Man sollte nur dann mehr Gas geben wenn man sich im Fahrersitz sicher fühlt.

Üblicherweise lohnt es sich, Konsumschulden möglichst schnell zu tilgen. Die haben meistens die höchsten Zinssätze. Das sind z. B. Posten auf der Kreditkarte, ein überzogenes Dispo oder Ratenzahlungen bei Käufen von Elektroartikeln. Letztere sollte man im Idealfall erst gar nicht eingehen, sondern über die oben erwähnten Reserve-Depots abdecken. Das ist nachhaltig günstiger. Bei diesen supergünstigen Null-Prozent-Finanzierungen, die man in den meisten Elektronik-Märkten so angeboten bekommt, rechne ich gerne mal zuerst alle Monatsraten zusammen und vergleiche mit dem Kaufpreis bei Sofort-Zahlung. Diese Differenz gibt mir den Nettozins für den gesamten Kredit. Das ist sozusagen der Preis, den ich zahle, um den gesamten Kaufpreis nicht sofort zahlen zu müssen. Wenn dieser Nettozins tatsächlich bei nahe Null ist, spricht nichts dagegen, die eigene Liquidität etwas zu strecken – sofern sich der Zeitaufwand zum Ausfüllen der Kreditverträge in vernünftigem Rahmen hält. Solcher Papierkram gehört nicht gerade zu den Dingen, die ich gerne mache.

Alle anderen Schulden von Bafög-Rückzahlungen über Altlasten aus Gerichtsverfahren bis zum Kredit aufs Eigenheim würde ich Rendite-abhängig tilgen. Faustregel: Bei einem Zinssatz von unter 2-4% möglichst langsam, weil ich das Geld anderweitig gewinnbringender anlegen kann und die Differenz zwischen Schuldzins und Rendite der Anlage für mich arbeitet. Bei höheren Zinssätzen möglichst schnell tilgen, aber auch nicht so schnell, dass ich ansonsten nicht mehr zum Aufbau oder Auffüllen meiner Reserve-Depots komme oder kein Geld für Investitionen mehr übrig habe.

Und natürlich darf ich mich insgesamt nicht überheben. Um auf die oben erwähnte Gretchenfrage zurück zu kommen: ich möchte mir den Kredit auch insgesamt leisten können und die monatlichen Raten bedienen. Es muss also genug Geld in die Kasse kommen, dass ich ihn sauber abstottern kann. Die Ratenzahlungen werden somit zum festen Bestandteil des Ausgabenteils meiner Lebensstil-Tabelle, am besten sogar mit einer separaten Rubrik namens „Kreditzinsen“. Und es ist sinnvoll, dafür ein separates Konto einzuplanen, auf dem immer so viel Geld vorhanden ist wie ich zur Rückzahlung der Raten brauche. Im Idealfall eine Idee mehr, damit das Ganze nicht zu sehr auf Kante genäht ist. Wenn diese Punkte alle berücksichtigt sind, kann im Wesentlichen nichts mehr schief gehen. Dann hört so ein Kredit im besten Fall sogar auf, eine Last zu sein und das Bedienen fängt an, Spaß zu machen.

Stellschrauben anziehen

So weit so gut. Aber was, wenn ich gar nicht ausreichend Geld über habe, um diese ach so tollen Reserve-Depots überhaupt zu füllen? Was, wenn ich gerne würde, aber mit meinem Geld gerade einmal so über die Runde komme, sodass am Ende des Geldes noch zu viel Monat übrig ist?

Hier gibt es im Wesentlichen zwei Ansätze. Einnahmen hoch oder Ausgaben runter. Anders geht’s leider nicht. Das ist genauso wie mit Diäten, wenn man Gewicht verlieren will. Nachhaltig funktioniert das nur dann, wenn ich auf Dauer weniger esse als ich verbrauche oder mehr verbrauche als ich esse. Hungern oder Sport machen. Das sind die Alternativen. Anders baut der Körper kein Fett ab. Das sind leider die Grenzen, die uns die Physik hier setzt. Und beim Geld ist es genau das Gleiche.

Na gut, diese bittere Pille einmal geschluckt stellt sich die nächste Frage: wie mache ich das am besten? Lasst mich auf beide Themen, Sparen und Einnahmen steigern, nacheinander eingehen.

Zum Sparen gibt es zu sagen, dass hier das Meiste schon getan wurde, wenn du die Übung gemacht hast, die ich im Kapitel über den Lebensstil beschrieben habe. Mit der dort erstellten Tabelle (du hast diese Tabelle erstellt, oder?) hast du eine super Übersicht über deine Ausgaben und kannst prima entscheiden, wo man den Rotstift ansetzen kann. Fange bei den größten Posten und den Luxusausgaben an und arbeite dich dann systematisch durch die Kategorien. Ich wette, da gibt es einiges, wo man sich einschränken kann. Und das schöne ist, es muss ja nicht für immer sein.

Und übrigens: es kann auch sehr spannend sein, mal eine Weile auf etwas zu verzichten. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man bestimmte Dinge dann besonders gut genießen kann, wenn man sie eine Zeit lang nicht hatte. Man muss ja nicht gleich zum Frugalisten werden. Ich habe einige solcher Leute kennen gelernt und bin der Meinung, die meisten übertreiben es etwas mit dem Sparen und Einschränken. Mir würde da zu viel an Lebensqualität verloren gehen. Aber eines haben sie drauf: wie man spart. Also wenn du glaubst, dass es dir hilft, deine Ausgaben zu reduzieren: eine kleine Google-Recherche zum Thema Frugalismus kann nicht schaden. Es gibt in der Szene jede Menge kreative und oft auch sinnvolle Tipps, was man alles machen kann, um sich einzuschränken.

Den zweiten Punkt finde ich einiges spannender als Sparen, weil er viel mehr Potenzial und viele Gemeinsamkeiten mit dem Investieren hat: die Einnahmen, respektive den eigenen Stundenlohn steigern. Taktiken und Möglichkeiten dazu gibt es ungefähr genauso viele wie für’s Sparen und ich könnte darüber eine komplette eigene Artikelserie schreiben (wenn Du an so etwas Interesse hast, kannst du gerne bei meiner Feedback-Umfrage mitmachen). Also möchte ich hier nur die wichtigsten Punkte kurz erwähnen.

Wenn ich mehr Einnahmen haben möchte, muss ich für andere mehr Werte schaffen. Das ist wohl das wichtigste Grundprinzip bei der ganzen Geschichte. Der größte Hebel, an dem ich dabei ansetzen kann, ist die eigene Weiterbildung. Je besser ich auf dem Gebiet werde, auf dem ich arbeite, desto besser meine Leistungen und desto mehr wird jemand bereit sein, mir etwas dafür zu bezahlen.

Weiterbildung kann auf verschiedenste Arten und Weisen passieren. Die wohl günstigste ist, zu schauen, ob der eigene Arbeitgeber Kurse oder Ausbildungen für Zusatzqualifikationen anbietet. Im besten Fall klappt so etwas sogar während der Arbeitszeit. Eine weitere Möglichkeit sind Abendkurse an (Volks-)Hochschulen oder Fernunis oder man legt sich Bücher zum Thema zu und baut sein Wissen in Eigenregie weiter aus.

Ein zweiter nicht zu verachtender Hebel ist die Vermarktung der eigenen Person. Hier sollte man sich zuerst eine Übersicht verschaffen. Wie viel verdiene ich aktuell für meine Leistung im Vergleich zu anderen. Und wenn ich feststelle, dass ich hier etwas abgeschlagen bin, dann wird es Zeit, zu den anderen aufzuschließen. Z. B. durch eine Gehaltserhöhung. Wichtig dabei: für den Chef zählt nicht, was man selbst braucht, sondern was man für’s Unternehmen tut. Viele gehen bei einem Gespräch um mehr Gehalt so vor, dass sie daran denken, was sie brauchen (mehr Geld für ein neues Auto oder um die Kinder zu ernähren oder den Kredit für das Haus abbezahlen zu können). Aber das interessiert den Chef normalerweise wenig. Was bei einer Gehaltsverhandlung zählt ist die Leistung für die Firma. Wo habe ich in letzter Zeit einen Mehrwert für den Laden schaffen können, in dem ich arbeite? Oder wo kann ich das in nächster Zeit tun? Gibt es irgendwo ineffiziente Prozesse, die man verbessern kann? Gibt es vielversprechende Projekte, die ich übernehmen kann? Das sind sinnvolle Punkte, nach denen man Ausschau halten kann um im nächsten Mitarbeitergespräch mit dem Chef anklingen zu lassen, dass man mehr wert ist als auf der aktuellen Lohnabrechnung steht.

Generell gilt: je mehr Verantwortung im Job übernommen werden kann, desto mehr wird auch bezahlt. Nicht umsonst sind die Gehälter im mittleren Management oft besser als die eines Senior-Technikers. Der Manager führt üblicherweise eine ganze Abteilung von Technikern, muss Budgets verwalten und hat Verantwortung dafür, dass sein Laden läuft. Der Techniker oder Ingenieur hat das Fachwissen und setzt um. Ich möchte damit nicht die Leistung eines Technikers schmälern, ganz im Gegenteil. Ich bin selbst so einer und ohne die Jungs würde nichts laufen. Aber ohne die Manager eben erst recht nicht, auch wenn der Beruf im Vergleich zum Techniker einen, sagen wir mal, nicht ganz so optimalen Ruf hat. Aber Fakt ist, wenn ich als Ingenieur irgendwo in der Entwicklung arbeite, ist mein Potenzial gedeckelt, was das Gehalt angeht. Ein Top-Manager hat mehr Chancen und Möglichkeiten auf mehr Geld. Er kann ganz andere Größenordnungen erreichen.

Der Beruf des Managers hat einen nicht ganz so optimalen Ruf.

Sollte ich also merken, dass ich gehaltstechnisch in einer Sackgasse angelangt bin, dann gibt es immer noch die Möglichkeit, den Job zu wechseln. Das kann auch innerhalb des Unternehmens sein. Vielleicht gibt es eine andere Abteilung, die gerade jemanden sucht, oder einen anderen Standort. Oder vielleicht geht mir mein aktueller Job sowieso schon so weit auf die Nerven, dass ich lieber ein paar Weiterbildungen mache und mich dann nach etwas Neuem umschaue.

Das muss natürlich alles nicht sein und ich wünsche dir, dass du deinen Traumjob bereits gefunden hast, in dem du aufgehst und genug verdienst. Aber die Möglichkeit will ich hier trotzdem aufzählen, weil sie existiert und vielversprechend sein kann. Wichtig ist: solltest du in der verzwickten Lage sein, dass du am Ende des Geldes noch zu viel Monat übrig hast, dass du dir aus dem Pool von Möglichkeiten mindestens eine aussuchst und damit loslegst. Eine kurze Google-Recherche schafft oft die ersten Ansatzpunkte, wo man weiter machen kann.

Und wenn alles nichts hilft und sich in nächster Zeit keine Überschüsse abzeichnen, mit denen man die Reserve-Depots auffüllen kann, dann gibt es immer noch die Alternative, mit nur wenigen Euros oder sogar erst einmal ohne Geld mit dem Investieren anzufangen. Ich kann ein Investment auch auf dem Papier eingehen. Schon einmal mit dem Lernen starten und später dann, wenn Geld zum Investieren da ist, weniger Lehrgeld zahlen.

Beim Trading mit Aktien funktioniert das besonders gut. Es gibt jede Menge Webseiten, wo man ein kostenloses Musterdepot anlegen und Aktien oder andere Wertpapiere mit Spielgeld kaufen kann. Wikifolio ist hier ein schönes Beispiel, weil dort ausschließlich mit realen Kursen gehandelt wird, die man auch an der echten Börse bekommen würde. Eine super Spielwiese um Erfahrungen zu sammeln, für mich ist sie inzwischen eines der Hauptstandbeine meiner eigenen finanziellen Freiheit.

Geldflüsse – wohin mit dem Zaster?

Und damit wären wir schon fast durch mit dem Thema. Wenn man es also geschafft hat, durch Erhöhung des Stundenlohns oder durch Reduktion des Lebensstils Überschüsse zu erwirtschaften, dann sollten diese Überschüsse in den Vermögensaufbau gehen. Gleich wenn die oben erwähnten Schulden ausreichend abgebaut und die Reserve-Depots ausreichend gefüllt sind. Was ausreichend bedeutet, liegt im Auge des Betrachters. Das sollte inzwischen jeder für sich selbst ausrechnen können.

Mutige beginnen schon früher mit dem investieren, damit das Ganze einen schönen Fluss ergibt. Auch der Wissensaufbau läuft damit leichter und die Motivation kann sich erhöhen. Wenn ich erst einmal 20 Jahre „malochen“ muss, bis ich meinen Immobilienkredit auf den letzten Cent abbezahlt habe, und danach erst mit den Investitionen anfange, kann das ganz schön demotivierend sein. Wir haben gelernt, dass es ein, zwei, vielleicht auch drei Jahrzehnte dauern kann, bis wir von unseren Investments leben können. Erst Schulden abbauen und danach anfangen mit dem Investieren summiert sich also schnell mal auf 40-50 Jahre insgesamt auf. Und wenn man mit Mitte 30 loslegt, ist man also irgendwann mit um die 80 fertig. Immerhin freuen sich dann die Nachkommen über ein sattes Vermögen – sofern sie gelernt haben, es zu pflegen und zu halten.

Spaß beiseite. Besser ist es natürlich, den Schuldenabbau und den Vermögensaufbau zu parallelisieren. Angenommen, ich starte mit 100.000 Euro Schulden und gleichzeitig 100.000 Euro Vermögen. Dann habe ich unterm Strich zwar Null. Aber ich habe immerhin einen Betrag, mit dem ich arbeiten und der wachsen kann. Denn wie oben erwähnt arbeitet die Differenz von Schuldzins und Investment-Rendite für mich, wenn ich weise investiert habe. Das kann tatsächlich erfolgreicher sein als stattdessen komplett bei Null anzufangen.

Zu den Investments kann abschließend noch folgendes gesagt werden: Zum Anfang würde ich mich mit einem einzelnen Haupt-Investment befassen, bis ich darin genug Wissen und Sicherheit aufgebaut habe, dass es mehr oder weniger automatisch läuft. Sobald das der Fall ist, sollte man sich auf ein zweites Investment konzentrieren, das unabhängig vom ersten ist und ab dann parallel dazu aufgebaut werden kann. Z. B. eine Immobilie zum Vermieten als Ergänzung zu einem Aktiendepot. Damit streut man das Risiko und wenn eine Anlage sich gerade in einer Krise befindet, wirft die andere noch weiter schön stetig Rendite ab. Zwei Hauptstandbeine sind gut, drei sind besser. Vier oder mehr sind super. Letzteres macht natürlich nur dann Sinn, wenn der zusätzliche Zeitaufwand zum Einarbeiten, Lernen, Aufbauen und Managen verkraftbar ist.

Fazit

Falls du das noch nicht gemacht hast, überlege dir, welche größeren Ausgaben du für die nächsten Monate haben wirst und ob es bestimmte Posten gibt, für die du Rücklagen bilden möchtest. Dann lege dir ein Schema für die verschiedenen Konten zurecht und plane die Beträge für monatlichen Geldfluss und Füllstand der Konten. Wenn Schulden vorhanden sind, die Tilgungsgeschwindigkeit überlegen (abhängig vom Schuldzins: Konsumschulden und hohe Zinsen schnell tilgen, niedrige Zinsen langsamer), ggf. mit der Bank reden ob der Kreditvertrag an diese Vorstellungen angepasst werden kann und ein entsprechendes Konto mit einplanen.

Wenn du das Ganze noch nie gemacht hast, kannst du dich an dem Schema orientieren, das ich oben beschrieben habe. Hänge dich nicht an den genauen Zahlen auf. Wichtig sind hier die Größenordnungen (brauche ich auf diesem Konto eher ein paar Hundert oder ein paar Tausend Euro?) und dass du loslegst. Sowohl das Schema als auch die Beträge können im Laufe der Zeit angepasst werden, wenn sich erste Lerneffekte und ein gutes Bauchgefühl eingestellt haben. Loslegen und erst mal machen ist besser als gar nicht in die Puschen zu kommen.

Damit hast du dann ein solides Fundament für deine eigene finanzielle Freiheit. Das bier Gelernte ist in etwa wie in einem Auto der Tacho und die Abstandssensoren kombiniert. Es hält dich geldtechnisch auf der Spur und sorgt dafür, dass du auch dann nicht ins Schleudern kommst, wenn es finanziell einmal etwas heißer her geht. Und dann fehlt nur noch eines: ein erstes Investment raussuchen und loslegen.

Und wenn du dich jetzt fragst, welches Investment für dich geeignet sein könnte: hier geht es weiter mit dem letzten Artikel aus der Serie „Grundlagen“, der genau dieses Thema beleuchtet:

5. Investitionen und Anlageklassen

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